Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin des Masterstudiums Digital Business Communications) im Gespräch mit Ute Greutter (Selbständige Finanzkommunikationsberaterin & zertifizierte Aufsichtsratsexpertin, UKcom Finance):
Sie sind Betriebswirtin und Kommunikationsexpertin, haben sich auf den Bereich Finanzkommunikation spezialisiert und begleiten als Beraterin heute namhafte Unternehmen. Wie hat die Finanzkommunikation Ihr Interesse erweckt?
Die Leitung des Kommunikationsbereichs von zwei börsennotierten Immobiliengesellschaften vor rund 14 Jahren habe ich als extrem spannend empfunden. In dieser Funktion habe ich bereits eng mit dem Investor Relations-Bereich zusammengearbeitet bzw. haben wir zahlreiche Projekte am Finanzmarkt inklusive Kapitalmarkttransaktionen gemeinsam umgesetzt.
Seit mehr als zehn Jahren bin ich nun auf der Beraterseite für namhafte österreichische Unternehmen am Finanzmarkt tätig und die Transkationen wie auch die Regelpublizität erfüllen mich in meinem Aufgabengebiet sehr.
Warum ist gerade die Wirtschafts- und Finanzkommunikation so wichtig für Unternehmen und welchen gesellschaftlichen Stellenwert hat sie?
Die direkte Kommunikation mit Investor*innen, Analyst*innen und Aufsichtsbehörden hat in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen und wird von den einzelnen Stakeholdergruppen auch immer mehr gefordert. Nur wenn man zeitnahe und transparent mit diesen Gruppen kommuniziert und sämtliche gesetzlichen Vorschriften erfüllt bzw. übererfüllt, wird man als Unternehmen auch an der Börse erfolgreich sein.
Gesellschaftlich hat die Investor Relations- bzw. Finanzkommunikations-Arbeit in den letzten Jahren stark an Ansehen dazugewonnen.
Durch das Aufkommen neuer Medienformate und Kommunikationsinstrumente hat sich das Informationsverhalten der Gesellschaft verändert. Welche Hürden oder auch Chancen ergeben sich dadurch für die Finanzkommunikation?
Die ad hoc-Publizität schreckt viele börsennotierte Unternehmen in Österreich noch immer davon ab, auf Social Media mit mehr als den offiziellen Pressemitteilungen aktiv zu sein. Die Angst ist aus meiner Sicht jedoch nur teilweise begründet, denn es gibt und gäbe eine Menge an Stories, die auch Unternehmen am Finanzmarkt über Social Media und eigene Apps streuen könnten. Investor*innen fordern neue Medienformate wie Kurzvideos zur Ergebnisveröffentlichung oder Audio-Files von Investor*innen-Calls sowie Hauptversammlungen, zu welchen sie auch den Zugang über neue Kanäle wünschen.
Ihrer Arbeit konzentriert sich auch stark auf die Synergien zwischen PR und IR. Durch welche Herausforderungen ist die Zusammenarbeit dieser beiden Bereiche gekennzeichnet und welche Trends in der Zusammenarbeit zeichnen sich ab?
Eine Herausforderung liegt sicherlich in der strukturellen Ansiedlung der beiden Bereiche in Unternehmen begründet. Sind beide Themenbereiche bei einem Vorstand (meist dem CEO) angesiedelt, wird der integrierte Kommunikationsansatz oft erfolgreicher gelebt, als bei der Zuordnung zu unterschiedlichen Vorstandsresorts (CEO und CFO). Die Kernaussagen und Botschaften nach außen sollten immer dieselben sein und nur im Wording an die jeweiligen Stakeholdergruppen angepasst werden. Integrierte Kommunikationsarbeit wird jedoch bereits immer mehr gelebt und das Verständnis dafür ist vorhanden bzw. wird stetig größer.
Sie haben vor vier Jahren den Arbeitskreis für Finanzkommunikation ins Leben gerufen, der auch als eine gemeinsame Initiative des PRVA und CIRA ist. An wen richtet sich der Arbeitskreis und welche Ziele verfolgt er?
Der Arbeitskreis Finanzkommunikation richtet sich vor allem an die Mitglieder des PRVA und der CIRA. Nichtmitglieder sind jedoch ebenfalls herzlich willkommen.
Es geht uns bei diesem Arbeitskreis darum, neu aufkommende Themen in der Finanzkommunikation wie NaDiVeG, Datenschutzgrundverordnung oder auch XBRL näher zu beleuchten und ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen im täglichen Arbeiten sowohl im IR- als auch im PR-Bereich zu erarbeiten.
Welche Tipps geben Sie Student*innen, die ebenfalls eine Karriere in der Wirtschafts- und Finanzkommunikation anstreben, mit auf den Weg?
Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Finanzkommunikation zu kennen und Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen lesen und interpretieren zu können, dies zählt zu den Kernwerkzeugen der Finanzkommunikation. Sehr gute Englisch-Kenntnisse inkl. des Fachvokabulars gehören ebenfalls dazu.
Vor allem geht es jedoch darum, die Kommunikationsregeln am Finanzmarkt zu kennen, ein Verständnis für Corporate Communiations als Ganzes zu haben und kommunikative Fähigkeiten mitzubringen.
Finanzkommunikation ist kein trockenes Spezialgebiet, sondern kann eine Menge Spaß machen! Denn: Die professionelle Finanzkommunikation führt zu einer guten Positionierung von Unternehmen am Finanzmarkt, was in steigenden Aktienkursen und erfolgreich platzierten Kapitalmarkttransaktionen sichtbar wird!
Bildquelle: © Ute Greutter