Topics
Die inhaltlichen Schwerpunkte unserer Forschung reichen vom Wirtschafts- und Finanzjournalismus über Finanzkommunikation auf Kapital- und Börsenmärkten sowie Corporate Communications bis zu Financial Technologies (FinTech). Unser Fokus liegt auch auf Financial Literacy als einer Grundbedingung effektiver Finanzkommunikation.
Diese Themen sind vielfältig und umfassend, aber auch eng mitenander verwoben und durch gesellschaftliche, politische und rechtliche Entwicklungen determiniert. Eine ganzheitliche Betrachtung der Finanzkommunikation ist deshalb nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Denn um die jeweiligen Bereiche erfassen zu können, müssen auch die ihnen zugrundeliegen Rahmenbedingungen, Kontexte und benachbarte Felder in die Betrachtung einbezogen werden.
Financial Literacy
Unter Financial Literacy werden das Finanzwissen wie auch die Fähigkeit und die Motivation verstanden, das Wissen anzuwenden, sodass ökonomisch sinnvolle finanzielle Entscheidungen getroffen werden. Dadurch soll das Wohl des Einzelnen als auch jenes der Gesellschaft verbessert werden (OECD, 2014, S. 33). Financial Literacy ist für Individuen in vielen Kontexten von alltäglicher Relevanz, so z.B. bei Geldveranlagung, Kreditaufnahme, Pensionsvorsorge, aber auch im Zusammenhang mit Selbständigkeit oder Umgang mit Geld. Finanzunwissen kann das ökonomische Wohl von Individuen gefährden und Innnovation verhindern. So ist Finanzunwissen eine wesentliche Ursache der wachsenden Jugendverschuldung oder Privatkonkurse. Finanzunwissen wird auch als der häufigste Grund beim Scheitern von Selbständigkeit genannt bzw. als Grund, weshalb diese erst gar nicht aufgenommen wird. Auch die eigenverantwortliche Pensionsvorsorge wird immer wichtiger und stellt für die meisten Personen eine komplexe Investitionsentscheidung dar, ebenso wie die Geldveranlagung. Die Viefalt und Komplexität der Finanzprodukte führt vielfach zu Überforderung und Resignation. Ohne Financial Literacy ist eine effektive Finanzkommunikation zwischen Unternehmen, Finanzmärkten und Anlegern, aber auch zwischen dem Staat und der Bevölkerung nicht möglich. Aufgrund von Entwicklungen in den genannten Bereichen können wir davon ausgehen, dass die Bedeutung von Financial Literacy künftig steigen wird. Im Vergleich mit anderen Ländern ist Financial Literacy in Österreich sehr wenig erforscht. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Financial Literacy und dem Investitions- und Pensionsvorsorgeverhalten ist bislang weitestgehend unerforscht geblieben, ebenso wie der Zusammenhang zwischen Financial Literacy und dem Informationsverhalten. Wir haben unseren Fokus auf diese Bereiche gelegt. Siehe Publikationen Financial Literacy.
Financial Journalism
Als Forschungsthema rückt Finanzjournalismus in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Diskurses meist in Folge von Finanzkrisen. Dabei wird – meist kritisch – seine Rolle hinterfragt und sein Versagen attestiert: Entweder haben finanzjournalistische Leistungen Panik verbreitet und die Finanzkrise angeheizt (wenn nicht ausgelöst) oder Finanzjournalist*Innen haben zu verhalten reagiert und dadurch die Finanzkrise nicht verhindert. In diesem Kontext wird meist auch die Orientierung am Laienpublikum kritisiert. Dabei wird auch vom “neuen Journalismus” gesprochen. Dieser Diskurs wird jedoch überweigend geschichtsagnostisch geführt. Ebenso werden die politischen, ökonomischem und sozialen Rahmenbedingungen finanzjournalistischer Produktion nicht ausreichend thematisiert. Wir möchten einen Beitrag zum Diskurs leisten, indem wir unter Berücksichtigung eben dieser Aspekte, die zur Entwicklung, Institutionalisierung und Professionalisierung des Finanzjournalismus geführt haben, der Frage nachgehen, welche (gesellschaftliche) Rolle Finanzjournalismus nicht nur spielen soll, sondern spielen kann. Weiters untersuchen wir, inwieweit die Wirkung des Finanzjournalismus durch das Niveau der Financial Literacy auf Seite der Rezipient*innen beeinflusst wird, und inwieweit finanzjournalistische Leistungen als Informationsquelle für Investoren und die breite Bevölkerung von Beudeung sind.
Financial Technologies
Financial Technologies, auch bekannt unter dem Kürzel FinTech, stehen stellvertretend für die zunehmende Konvergenz aus digitalen Technologien und Finanzdienstleistungen. Financial Technologies kommen bereits seit vielen Jahrzehnten zu Zwecken des Finanz- und Kapitalmanagements zum Einsatz. Dahinter steht eine Branche aus hoch spezialisierten Unternehmen und Startups, die sich auf die Entwicklung, den Betrieb sowie die Verwertung von technologiebasierten Finanzdiestleistungen spezialisiert haben. Moderne Kapitalmärkte, die durch weitgehende Automatisierung, Echtzeithandel und den zunehmenden Einsatz von Social Media gekennzeichnet sind, sind ohne den umfassenden und breiten Einsatz von Finanztechnologien nicht mehr vorstellbar. Doch auch in Unternehmen halten Finanztechnologien zunehmend Einzug, z.B. im Kontext von Reporting, Accounting oder Investor Relations. Im Rahmen der Arbeitsgruppe Finanzkommunikation untersuchen wir vor allem den Einsatz von XBRL (eXtensible Business Reporting Language) sowie Blockchain-Technologien.
Financial Reporting
Die Anforderungen an Financial Reporting sind in den letzten 20 Jahren stetig gestiegen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zum einen erwarten Share- und Stakeholder transparente, umfassende und verlässsliche Information über die Unternehmensentwicklung. Der Gesetzgeber wird diesem Ruf durch Implementierung strengerer und inhaltlich neu ausgerichterer Berichtspflichten wie Corporate Governance oder Integrated Reporting gerecht. Zum anderen erwarten Share- und Stakeholder aber auch, das diese Information zielgruppenspezifisch und zielgruppengerecht aufbereitet wird, d.h. unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse, Kommunikationsgewohnheiten und Finanzkenntnisse. Financial Reporting geht heute weit über das reine Erfüllen von gesetzlichen Anforderungen hinaus und wird zu einem strategischen Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb ums Vertrauen der (Finanz-)publika. Wir untersuchen Trends im Financial Reporting im Kontext rechtlicher, aber vor allem kommunikater, medialer und technologischer Veränderungen und fragen uns, wie Financial Reporting vor diesem Hintergrund optimiert werden kann, um seine volle Wirkung zu entfalten.
Investor Relations (IR)
Heute gelten Investor Relations als ein etabliertes Berufsfeld, dessen Geltungs- und Wirkungsbereich weit über die eng gefasste Kommunikation zwischen Unternehmen und Aktionären hinausgeht. IR fungieren als eine wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen, Investoren, Analysten, Journalisten, den Finanzmärkten und weiteren Akteuren der Finanzkommunikation. IR wird zunehmend als eine strategische (und nicht rein finanzkommunikative) Funktion wahrgenommen. Als solche muss sie im engen Zusammenhang mit anderen Bereichen der Corporate Communications und Themen der Financial Communications (z.B. FinTech, Visualisierung, Medialisierung etc.) gesehen und gelebt werden. Mit der wachsenden Bedeutung steigen aber auch die Anforderungen an die IR -auf der finanziellen, kommunikativen, medialen und technischen Ebene. Es stellt sich die Frage, wie Unternehmen und IR-Departments diesen Anforderungen begegnen können, ihre Effektivität entfalten und argumentieren können und gleichzeitig die knapper werdenden Ressourcen effizient ansetzen können. Diesen Fragen widmen auch wir unsere Aufmerksamkeit, indem wir Kommunikationsstrategien und -formate der IR ebenso wie die Praxis des IR-Controllings analysieren und neue Lösungsansätze andenken.