Digital Business Communications

Die Kapitalmarktbeteiligung als kulturelles Phänomen

Eine Analyse von Marlene Bauer

Marlene Bauer erforschte, welche kulturellen Faktoren Einfluss auf die Kapitalmarktbeteiligungen von Privatanleger*innen haben. Ihre Erkenntnisse hat sie in einem Scientific Poster zusammengefasst.

Kapitalmarktbeteiligungen in Industrieländern

Die Anzahl der Kapitalmarktbeteiligungen von Privatanleger*innen unterscheidet sich zwischen verschiedenen Industrieländern stark. Während in den USA und Kanada mehr als 50 % der Bevölkerung direkt oder indirekt in Aktien investieren, sind es in Österreich und Deutschland nur etwa 14 % (wobei die Werte je nach Quelle und Betrachtungswinkel zwischen 4 % und 14 % schwanken). Kulturelle Faktoren tragen nachweislich zu diesen Unterschieden bei. Anhand einer Analyse der Aktienmärkte und kultureller Aspekte von 13 Industrieländern, wurde der Einfluss der politischen Einstellung, der Bildungsgrade, des Financial Literacy Niveaus sowie der Sozialisation und der Religion auf Kapitalmarktbeteiligungen erforscht.

Politik, Bildung und Religion

In Ländern, in denen mehrheitlich konservative und liberale Parteien gewählt werden, ist die Kapitalmarktbeteiligungen in der Bevölkerung deutlich höher. Ein negativer Zusammenhang zeigt sich hingegen zwischen Wähler*innen kommunistischer Parteien und der Beteiligung am Aktienmarkt. Ein hohes Maß an Bildung und Financial Literacy führt ebenfalls zu einer höheren Kapitalmarktbeteiligung (oder diese zu einer höheren Financial Literacy – darüber gehen die wissenschaftlichen Meinungen auseinander). Außerdem tendieren Personen, die sich an sozialen Gruppen beteiligen, eher zum Kauf von Aktien.

Hervorzuheben ist auch der starke Zusammenhang zwischen Religion und Kapitalmarktbeteiligung. Vor allem in Ländern, die protestantisch geprägt sind wie England, die Niederlanden, die Schweiz oder Schweden, stehen Menschen Investitionen in Aktien und dem Kapitalmarkt offener gegenüber als es in traditionell katholischen Ländern der Fall ist. Der Zusammenhang zwischen Protestantismus und der Kapitalmarkaffinität eines Landes, den Max Weber bereits Ende des 19. Jh. postulierte, kann auch heute genauso beobachtet werden.

Komplexe Fragen haben komplexe Antworten

Die Frage, warum sich Kapitalmarktbeteiligungen in verschiedenen Ländern bei ähnlichen ökonomischen Rahmenbedingungen stark unterscheiden, lässt sich nicht leicht beantworten. Etliche Einflusskriterien spielen hier eine Rolle – alle mit unterschiedlichen Stärkegraden. Marlene Bauers Forschungsarbeit zeigt, dass kulturellen Faktoren ebenso viel Bedeutung beigemessen werden sollte, wie wirtschaftlichen. Das vollständige Scientific Poster finden Sie hier.

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