Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin des Masterstudiums Digital Business Communications) im Gespräch mit Monika Rosen-Philipp (Chefanalystin, Bank Austria):
Sie arbeiten jetzt seit 19 Jahren als Finanzanalystin, haben sich zuvor aber eher mit der Sprache beschäftigt. Wann und wie haben Sie erkannt, dass Ihre berufliche Zukunft in der Finanzwirtschaft liegt?
1989 bin ich nach Abschluss meines US Studiums nach Österreich zurückgekehrt. Nach einer einwöchigen Erholungspause habe ich die Zeitung aufgeschlagen und das Job-Inserat einer kanadischen Bank gesehen – man suchte MitarbeiterInnen mit ausgezeichneten Englisch-Kenntnissen. Ich habe mich beworben und die haben mich genommen. Ich arbeite also schon mein ganzes Berufsleben in einer Bank, seit Anfang 1999 als Chefanalystin in der Bank Austria, also in meiner aktuellen Funktion.
Zu Ihren Tätigkeiten gehören zusätzlich zur Analyse der Finanzmärkte auch die anschließende Kommunikation. Doch gerade an der scheint es oft zu ‚happern‘. Was ist scheinbar so schwierig daran, Finanzinformationen an Mann und Frau zu bringen?
Ich glaube, die Materie ist eher trocken und sie erzeugt Schwellenangst. Erst wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, erkennt man, dass es tatsächlich stimmt: nichts ist spannender als Wirtschaft. Die Schwierigkeit für ExpertInnen liegt darin, so weit wie möglich die Fachtermini zu vermeiden oder zu erklären – daran muss man sich immer wieder erinnern.
Welche Kompetenzen müssen Nachwuchs-FinanzanalystInnen aus Ihrer Sicht mitbringen?
In Wirklichkeit die vorhin genannten – sie müssen sich für das Thema, also die Märkte, interessieren. Und sie müssen kommunizieren wollen. Wenn sie kommunikativ sind, werden sie auch gut kommunizieren. Den Rest kann man sicher lernen.
Kylie Jenner twittert und die Snapchat-Aktie erlebt einen Einbruch. Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht Social Media in der Welt der Finanzmärkte?
Die Rolle der sozialen Netze ist sicher nicht zu unterschätzen. Generell ist die Kommunikation in allen Bereichen schneller geworden, daher auch im Bereich der Märkte. Und die Märkte waren ja nie langsam.
Gerade Twitter, das kurz und knapp Informationen verbreitet, ist für die Finanzmärkte quasi „wie gemacht“. Dass man in diesem Zusammenhang aber auch Verantwortung trägt, zeigt das Beispiel von Elon Musk (der eine Privatisierung von Tesla via Tweet ankündigte und dann zurücknehmen musste).
Es haben kaum Analysten so viele Follower wie Sie. Was ist Ihr Geheimnis?
Wie ich sagte – man muss etwas gern tun, um es gut zu tun. Ich liebe die Kommunikation, und ich hoffe, dass das in meinen Tweets spürbar ist.