Das Phänomen des Social Trading ist eine noch junge Form der Geldanlage und hat zum Ziel, gemeinsam erfolgreich in Finanzprodukte und Wertpapiere zu investieren. Wer aber nutzt derartige FinTech-Plattformen und wie lässt sich der Anlegertypus „Social Trader“ beschreiben? Erstmals wurden diese Fragen im Rahmen einer Studie aufgegriffen.
Ein Beitrag von Erwin Hof (Wiener Börse)
Das Social Trading-Prinzip
Die FinTech-Welle hat mit Social Trading eine innovative Form der Geldanlage hervorgebracht. Die Idee basiert auf der Nutzbarmachung der kollektiven Intelligenz einer Gruppe (Community) und soll Anlegern via Online-Plattform bessere Investment-Entscheidungen und Veranlagungsresultate ermöglichen. Das Prinzip ist schnell erklärt: Einerseits können Anleger in Handelsstrategien erfolgreicher Trader investieren und diese 1:1 kopieren. Zum anderen erhalten Trader bei einer positiven Performance eine Vergütung. Diese hängt von der Anzahl ihrer Follower bzw. dem zusätzlichen Handelsvolumen, das durch die kopierten Transaktionen der Investoren generiert wird, ab.
Ein wesentliches Merkmal dieser Plattformen sind Social-Web-Anwendungen mit deren Hilfe sich Anleger und Trader austauschen können. Veranlagt wird meist über CFDs (Contracts for Difference) oder Zertifikate in sogenannte Basiswerte wie Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen. Schnittstellen zu Online-Brokern ermöglichen es Anlegern, in die erfolgreichsten Handelsstrategien real zu investieren. Zu den bekanntesten und größten Plattformen im deutschsprachigen Raum zählen wikifolio, ayondo und eToro.
Warum nutzen Privatanleger Social-Trading-Angebote?
Im Fokus der Wissenschaft standen bisher Untersuchungen, die den Anlage-Erfolg – sprich die Rendite bzw. Performance – derartiger Angebote mit klassischen Veranlagungsprodukten von Banken und Fondsgesellschaften bzw. dem Marktdurchschnitt (Indizes) verglichen.
Interessanterweise wurde jedoch noch nicht ergründet, warum Privatanleger Social-Trading-Angebote nutzen und diese attraktiv finden. Im Rahmen einer Masterarbeit wurde diese zentrale Forschungsfrage aufgegriffen und anhand dreier Grundmotive empirisch untersucht. So wurde der Frage nachgegangen, ob die Rendite für Anleger und Anlegerinnen auch auf Social-Trading-Plattformen ein wesentliches Kriterium darstellt (Leistungsmotiv) oder die soziale Komponente wie das Sich-Austauschen und das gemeinsame Agieren für Teilnehmer im Mittelpunkt steht (Bindungsmotiv). Der dritte Aspekt untersuchte den Wunsch nach alternativen Veranlagungsprodukten (Machtmotiv). Ausgangspunkt dieser Überlegung war der seit Ausbruch der Finanzkrise zu beobachtende und empirisch belegbare massive Vertrauensverlust in Banken und ihre Berater. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Befragte Aussagen wie „Ich möchte meine Wertpapiergeschäfte selbst in die Hand nehmen“ oder „Ich schätze die Möglichkeit, mein Portfolio selbst zusammenstellen zu können“ eine hohe Relevanz einräumen. Für Social Trader ist somit das Gefühl von Banken und ihren Produkten unabhängig(er) sein zu können, maßgeblich.
Neue
r Anlegertypus entdeckt
Analysiert wurden im Zuge der Untersuchung auch demographische Kriterien und relevante Verhaltensaspekte. Bemerkenswert sind jedenfalls die zum Teil deutlichen Unterschiede zwischen der Gruppe der Social Trader und konventionellen Wertpapierbesitzern (Nicht-Social-Tradern). Eine erhebliche Diskrepanz wird in der Nutzung von Informationsquellen offensichtlich. Während Social Trader deutlich häufiger Social-Web-Kanäle wie Blogs, Soziale Netzwerke und Foren nutzen, spielt der persönliche Kontakt zu Bank- und Finanzberatern keine Rolle. Nicht-Social-Trader konsultieren hingegen Berater zumindest gelegentlich. In Verbindung mit dem Wunsch nach Alternativen zu herkömmlichen Bankprodukten ist dies ein Hinweis auf eine gewisse Abkehr der Social Trader von traditionellen Bankenhäusern.
Die gesamten Ergebnisse der Studie präsentiert Erwin Hof im Rahmen des Symposiums Wirtschafts- und Finanzkommunikation des Departments Medien & Wirtschaft der FH St. Pölten am 26. April 2018 ab 13:00 in der Wiener Börse. Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Um Anmeldung wird gebeten.