Vom 16. bis 21. Juli 2017 fand in Belfast die 15. International Pragmatics Conference (IPrA) statt. FH St. Pölten war bei ihrer ersten Teilnahme gleich doppelt vertreten. Gemeinsam mit Marlies Whitehouse (ZHAW, Zürich) und Gabrielle Wanzenried (Hochschule Luzern) organisierte Monika Kovarova-Simecek vom Deparment Medien & Wirtschaft die Conference Session „Financial Literacy – A Key to the Real World“. Zum anderen hat Monika Kovarova-Simecek erstmals die Ergebnisse der Studie Financial Literacy, Informationsverhalten und Interesse für Finanznachrichten der Scientific Community vorgestellt.
Pragmatics wird als ein Zweig der Linguistik von der Idee getragen, dass Sprache eine Form der sozialen Interaktion ist und Bedeutung nicht alleine durch die Sprache entsteht, sondern durch den Kontext, in dem Sprache angewandt wird. Finanzkommunikation ist dafür ein gutes Beispiel. Werden Finanzbegriffe in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, können sie durchaus Unterschiedliches bedeuten. So ist die Liquidität eines Unternehmens (Zahlungsfähigkeit) etwas anderes als die Liquidität einer Aktie (Handlungsfähigkeit). Werden Begriffe von diesen Kontexten losgelöst verwendet oder interpretiert, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Solche Missverständnisse entstehen aber nicht nur unter Finanzexperten und -expertinnen. Die Gefahr besteht ganz besonders dort, wo Akteure über unterschiedlich stark ausgeprägtes Wissen verfügen. Also vor allem dort, wo FinanzexpertInnen finanziell weniger Versierten gegenüberstehen. Zieht man das generell niedrige Niveau der Financial Literacy in der breiten Bevölkerung in Betracht, ist dies eine besonders häufig anzutreffende Situation.
Um effektive Finanzkommunikation zu ermöglichen, ist es wichtig, auf die Heterogenität der Betroffenen hinsichtlich ihres Finanzwissens, ihrer Finanzbildung und -erfahrung sowie ihrer kulturellen Prägung aufmerksam zu machen. In den Vorträgen der Session „Financial Literacy – A Key to the Real World“ wurde anhand von Studien zur Kommunikation von Finanzanalysten und Finanzjournalisten diskutiert, welche Probleme in der Praxis der Finanzkommunikation auftreten und durch welche Ansätze die Effektivität und Effizienz der Finanzkommunikation verbessert werden können.
Hierfür, so zeigt die Studie von Tatjana Aubram (FH St. Pölten), Monika Kovarova-Simecek (FH St. Pölten) und Gabrielle Wanzenried (Hochschule Luzern), ist es wichtig zu wissen, wie sich Privatinvestoren über Finanzthemen informieren und von welchen Faktoren das Interesse für Finanznachrichten und ihre Rezeption abhängig sind.
Obwohl Finanzkommunikation in den Sprachwissenschaften ein relativ junges Thema ist, ist das Interesse der Community an der Forschung sehr groß. Es zeigt sich auch, dass das Thema Finanzkommunikation einen inter- und transdisziplinären Zugang erfordert. Die enge Kooperation zwischen Kommunikations-, Sprach- und Wirtschaftswissenschaftern in den präsentierten Studien zeigte das große Erfolgspotential dieses Zugangs.